
„Den ungewollt Schwangeren muss endlich auch in Deutschland die Last der Kriminalisierung und der Tabuisierung genommen werden.“
Ines Scheibe
Psychologische Beraterin, Beratungsstelle für Schwangerschaftskonfliktberatung des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg
Während in vielen Bereichen immer offener über einst unmögliche Themen gesprochen wird, ist es im Arbeitsbereich von Ines Scheibe andersherum. „Der Schwangerschaftsabbruch ist ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema und die Situation ist wieder deutlich schwieriger geworden“, sagt die Diplom-Psychologin. „Wir waren bei dem Thema schon viel weiter und wir sollten uns darauf besinnen, was verloren gegangen ist und was heute, mit etwas Abstand, vielleicht gut sein könnte“, sagt Ines Scheibe. Sie spielt dabei auf die Bestimmungen in der DDR an, deren Fristenregelung für eine Abtreibung sie für sinnvoll hält.
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Ines Scheibes Arbeit für die Frauen begann mit dem Ende der DDR und dem Wechsel in das neue System. Vor der Wende hat sie in der Bildungsforschung gearbeitet, danach war sie zunächst in der Arbeitslosenberatung tätig. „Damals gab es ein enorme Verschlechterung für die Frauen in den Bereichen Schwangerschaft und Vereinbarung von Beruf und Familie im Vergleich zur DDR“, sagt sie. Hier wollte sie aktiv werden und baute 1992 die Beratungsstelle auf. „Ich möchte die Situation für die Frauen, die schon schwierig genug ist, etwas besser machen“, sagt sie. Dabei war es ihr von Anfang an wichtig, dass es eine unabhängig Beratung ist: „Hier sitzt eine Frau, die berät und die keinen konfessionellen Hintergrund hat“. Das war für sie im weitgehend konfessionslosen Osten von besonderer Bedeutung.
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Selbstbestimmung ist Ines Scheibe ein zentrales Anliegen. „Ungewollt schwanger zu sein, verunsichert die Frauen. Wir wollen mit unserer Beratung so gut wie möglich helfen, dass sie eine für sich gute Entscheidung für oder gegen die Schwangerschaft treffen. Wir wollen ihnen Sicherheit zurückgeben“, sagt sie. Die professionelle Arbeit in der Beratungsstelle und politisches Engagement gehören für Ines Scheibe zusammen. Deshalb streitet sie für die Rechte der Frauen und dafür, dass der Schwangerschaftsabbruch außerhalb des Strafgesetzbuches geregelt wird. „Den Frauen muss endlich die Last der Kriminalisierung und der Tabuisierung genommen werden“, sagt sie.
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Mehr Informationen: www.humanistisch.de/schwangerschaft
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