„Am besten ist es, wenn die Arbeit den Ehrenamtlichen Spaß macht und sie die Vielfalt der organisatorischen Notwendigkeiten gar nicht mitbekommenn.“
David Urry
Ehrenamtlicher Vorstand der Telefonseelsorge Berlin e.V.
Wenn das Telefon klingelt, wissen die Mitarbeitenden der Telefonseelsorge Berlin nie, was sie erwartet. Manchmal ist ein Mensch am anderen Ende, der ein akutes Problem besprechen will, manche rufen aus Einsamkeit an, andere sind überfordert oder auch verwirrt. „Es ist gut, wenn die Anrufer ihre Gedanken ausbreiten können. Und es ist toll, wenn sie hinterher denken oder sagen: Es war gut, darüber zu reden“, sagt David Urry. Im Normalfall bleibt das Suchen nach Lösungen aus: „Die Gespräche sind anonym und sie stehen für sich – unsere Ehrenamtlichen wissen nicht wie die Geschichte, die ihnen erzählt wurde, ausgeht“.
David Urry macht aktuell keinen Telefondienst mehr. Damit hat er beim Verein angefangen, seit einem Jahr sorgt er nun als Vorstandsmitglied zusammen mit den Hauptamtlichen dafür, „dass die fast 100 Ehrenamtlichen die eigentliche Arbeit machen können“. Urry beschäftigt sich mit der internen Themen wie der Satzung und überlegt, wie der Verein auch in Zukunft auf soliden Beinen stehen kann. Gemeinsam geht es darum, den Ehrenamtlichen den Rücken freizuhalten, damit das Team 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche ans Telefon gehen und den Menschen zuhören kann, die aus den verschiedensten Gründen die Nummer der Telefonseelsorge Berlin wählen. Auch die Mitarbeitenden, die Beratung für suizidbetroffene Angehörige leisten, sollen sich nicht um Verwaltung oder Finanzen sorgen müssen, findet David Urry. „Am besten ist es, wenn die Arbeit den Ehrenamtlichen Spaß macht und sie die Vielfalt der organisatorischen Notwendigkeiten gar nicht mitbekommen“, sagt der 2. Vorsitzende.
David Urry hat Betriebswirtschaft und Psychologie studiert. Im Rahmen eines Studiums in Neuseeland kam er zur dortigen Jugendnotfallseelsorge. „Für mich ist die Telefonseelsorge auch ein Ausgleich. Man arbeitet mit vielen Menschen zusammen, die an ihre Aufgabe glauben und die das Miteinander besser machen“, sagt Urry. „Ich möchte meine Fähigkeiten in diesem Kontext nutzen, denn Ehrenamt ist so wichtig, man kann so viel erreichen! Ich finde, das Ehrenamt leistet einen wichtigen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt“, sagt er.
Mit ihrer Arbeit könne die Telefonseelsorge Berlin die Stadt ein Stückchen besser machen. „Es wäre schön, wenn die Menschen sich insgesamt mehr ergebnisoffen zuhören und unterschiedliche Meinungen akzeptieren würden“, sagt David Urry. Es fehle noch an Wertschätzung der Ehrenamtlichen in der breiteren Gesellschaft und er wünscht sich auch Anerkennung beispielsweise aus dem Gesundheitssystem, z.B. in Form einer systemischen Unterstützung der hoch professionellen Arbeit der ehrenamtlichen Telefonseelsorgerinnen und Telefonseelsorger. Das wäre wichtig.
Mehr Informationen:
www.telefonseelsorge-berlin.de