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„Auch die Menschen selbst können etwas gegen die zunehmende Entsolidarisierung und die soziale Entfremdung tun, indem sie sich einfach in der Nachbarschaft engagieren.“

Andreia dos Santos Filipe

Projektkoordinatorin, Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V.

Die Arbeit in sozialen und kulturellen Projekten ist durch Corona anders geworden. Auch Andreia dos Santos Filipe spührt das natürlich bei ihrer Arbeit im Nachbarschaftsheim Friedenau. Im von ihr vor zehn Jahren gegründeten Kultur-Café will sie ganz unterschiedliche Menschen zusammenbringen, sie inspirieren, sie zu eigenen Engagement motivieren und gemeinschaftlich geteilte Glücksmomente schaffen – mit Musik, Vorträgen, Tanz, Literatur, Kreativangeboten, Gruppen und Kursen.

 

Um die Angebote unter den veränderten Bedingungen mit nötiger sozialer Distanz weiterführen zu können, brauchte es Ideen. „Da ich aus einer kreativen Branche komme, bin ich es gewohnt, sehr flexibel zu denken und Lösungen zu finden“, sagt Andreia dos Santos Filipe, die Literatur- und Medienwissenschaften studiert hat und früher im Bereich TV, Rundfunk und in der Öffentlichkeitsarbeit tätig war. Das Kultur-Café profitierte von dieser Fähigkeit; es wurde mit neuen Formaten weitergeführt. Vor dem Haus gibt es nun „Kultur to go“, kleine Körbe mit Bastelanleitungen, Texten, Büchern aus dem Tauschregal. „So kommen wir auch mit den Menschen ins Gespräch“, erklärt sie. Livestreams der Aktivitäten, Online-Proben der Chöre oder virtuelle Ausstellungen der Fotogruppe sind weitere Beispiele. Konzerte wurden in den Garten und vor das Haus verlagert und es fanden individuelle Dankeschön-Konzerte für die ehrenamtlich Helfenden statt.

 

Die meisten Angebote des Kultur-Cafés werden in normalen Zeiten ehrenamtlich von Nachbarn für Nachbarn organisiert, unterstützt von hauptamtlich Mitarbeitenden. Andreia dos Santos Filipe ist dafür die Ansprechpartnerin sowie für verschiedene Gruppen und Kurse aus dem kreativen und kulturellen Bereich. Darüber hinaus betreut sie ein Projekt für ehrenamtliche Familienpaten. „Gerade in Zeiten von Corona mit steigender häuslicher Gewalt, Homeschooling und Betreuungsproblemen ist diese Unterstützung für Familien besonders wichtig“, berichtet sie.

 

Damit ihre und ähnliche Projekte in der ganzen Stadt weiter gut arbeiten können, brauche es einige Anstrengungen von verschiedener Seite. „Berlin muss darauf achten, dass es bezahlbaren Wohnraum behält, gut in soziale Projekte und Infrastruktur investiert“, sagte Andreia dos Santos Filipe. Damit Berlin noch besser wird, sei nicht nur die Politik gefragt. „Auch die Menschen selbst können etwas gegen die zunehmende Entsolidarisierung und die soziale Entfremdung tun, indem sie sich einfach in der Nachbarschaft engagieren.“ Es seien nicht immer die großen Gesten: „Vor dem Haus den Müll einsammeln oder Menschen in der eigenen Nachbarschaft Hilfe anbieten, nicht wegschauen, wenn Menschen Hilfe brauchen“. Auch virtuell könne man in Coronazeiten und sogar im Lockdown andere unterstützen, beispielsweise Familien mit besonderen Herausforderungen.

Mehr Informationen: 

www.kultur-cafe.nbhs.de

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